Schon seit längerem ist die Rede davon, dass wir Menschen nicht so weiter machen können wie bisher. Diese Kritik bezieht sich auf unsere imperiale Lebensweise, das kapitalistische Wirtschaftssystem, die Ausbeutung von Ressourcen und die Zerstörung der Natur.
Das, was wir bisher für ein gutes Leben gehalten haben, bringt unseren Planeten an den Rand des Kollaps.
Für ein achtsameres Dasein, das auf Nachhaltigkeit aufbaut, braucht es einen kulturellen Wandel, der von gesellschaftlichen Konzepten und neuen Werten der gegenseitigen Verantwortung und Solidarität geleitet ist.
Kunst hat in dieser Zeit der Transformation eine große Bedeutung. Sie kann auf sinnliche Weise Bilder und Geschichten einer gelingenden Zukunft entwerfen, sie kann inspirieren, beflügeln und neue Klarheit schaffen, Dialoge anstoßen und alternative Welten entstehen lassen.
Aus diesen Überlegungen will ich eine Ästhetik der Nachhaltigkeit entwickeln. Es liegt mir sehr am Herzen, Nachhaltigkeit sinnlich und sinnhaft zu machen. Die Arbeit daran bedarf längerer Recherchen und braucht Zeit, bis konkrete neue Projekte aus ihr hervorgehen. Aus diesem Grund suche ich dafür Mikro-Mäzeninnen und -Mäzene.
Die Bezeichnung Mäzen geht auf Gaius Maecenas zurück, der zur Zeit des römischen Kaisers Augustus Dichter wie Vergil und Horaz förderte. Eine Mäzenin, ein Mäzen fördert die Kunst um der Kunst willen, ohne dafür eine direkte Gegenleistung zu erwarten.
nach: Kathrin Lamm, Das Mäzenatentum, 2003
Ein nachhaltigeres Fördermodell
Meine Medien sind das Theater, die Performance, das Bespielen des öffentlichen Raums, das Entwerfen von sozialen Skulpturen und das Schreiben. Ich wähle deshalb im Folgenden als Beispiel den Theaterbetrieb, um zu veranschaulichen, warum das gängige Fördermodell für freischaffende Künstler*innen nicht nachhaltig ist.
Das aktuelle Modell verlangt von uns, für jedes Projekt einzeln mit großem administrativem Aufwand um Förderung anzusuchen; sich der Bewertung der eingereichten Projekte durch Jurys auszusetzen und damit immer zu anderen Projekten in Konkurrenz zu treten; sich dann wegen der zu geringen tatsächlich ausbezahlten Förderungen für die Dauer des Projekts auszubeuten; das Projekt durchzuziehen und dann wieder von vorne anfangen zu müssen.
Das ist in Ordnung, denn es geht um die transparente Vergabe von Steuergeldern. Aber dieser Ablauf steht einerseits längerfristigen Recherche-, komplexen Denk- oder nicht-linearen Entwicklungsbewegungen entgegen. Andererseits folgt er der Logik kapitalistischer Produktion: Es muss ein Produkt hergestellt, beworben und verkauft werden. Und dann das nächste. Genau diese Logik aber steht dem Gedanken der Nachhaltigkeit entgegen.
Um neue Bilder des guten Lebens und eine zukunftsfähige Ästhetik zu entwerfen, brauchen Künstler*innen eine andere Art der Unterstützung: ein langfristiges Stipendium, das sie aus den beschriebenen prekären und endlosen Förderschleifen herauslöst.
Digitales Mäzenat*innentum
Hier kommt die zeitgenössische Variante einer langen, nachhaltig erfolgreichen Tradition ins Spiel: Neue digitale Plattformen ermöglichen, dass viele Menschen – viele Mikro-Mäzeninnen und -Mäzene – eine Sache, die ihnen wichtig ist, mit einem kleinen, aber regelmäßig bezahlten Betrag unterstützen. Würde zum Beispiel jede Person, die in den vergangenen 20 Jahren einen Workshop bei mir besucht hat, nur ein paar Euro pro Monat geben, wären sowohl meine Existenz, als auch die Unabhängigkeit meines Kunstschaffens gesichert.
Alle, die den künstlerischen Ansatz, den ich hier vorstelle, verfolgenswert finden und dafür Mikro-Mäzen*in werden möchten, haben die Möglichkeit, mich auf meiner Patreon-Seite mit einem frei gewählten monatlichen Betrag zu unterstützen. Patreon wurde genau zu diesem Zweck von Künstler*innen für Künstler*innen geschaffen. Die Seite ist so einfach aufgebaut wie jeder andere Online-Shop – wer dafür Unterstützung braucht, schreibt mir über das Kontaktformular dieser Website eine Nachricht.
Für eine weitere Auseinandersetzung mit der Ästhetik der Nachhaltigkeit gebe ich auf dieser Seite eine ganz kurze Einführung, inklusive Links zur weiteren Vertiefung.
Michelangelo, Shakespeare, Schiller, Dostojewski, Amanda Palmer, Laurie Penny: Sie alle konnten vor allem durch die Unterstützung von Mäzen*innen ihre Kunst entwickeln & in die Welt bringen.